Henning Frederichs

Henning Frederichs

8.5.1936 - 28.12.2003

Henning Frederichs wurde am 8.5.1936 in Königsberg geboren, wo sein Vater als Staatsarchivrat arbeitete. 

Die Familie zog nach Berlin und fand nach dem Krieg in Göttingen wieder zusammen - ohne den Vater, der in Berlin umkam. Frederichs legte dort das altsprachliche Abitur ab, wurde in die Studienstiftung des Deutschen Volkes aufgenommen und studierte zunächst in Hamburg und später in Köln an den Musikhochschulen (Dirigieren, Orgel und Kirchenmusik, Komposition), in Bochum Musikwissenschaft und Theologie. 

Entsprechend vielseitig war sein Berufsweg: als junger Korrepetitor und Kapellmeister wirkte er am Staatstheater Braunschweig.

Erster Universitätsmusikdirektor der Ruhr-Universität

Nach sechs Jahren Tätigkeit als hauptamtlicher Kantor in Bochum wurde er erster Universitätsmusikdirektor der neuen Ruhr-Universität und promovierte dort neben seiner umfangreichen Arbeit (Titel der Dissertation: "Das Verhältnis von Text und Musik in den Brockespassionen Keisers, Händels, Telemanns und Matthesons", 1974).

1974 ernannte ihn die Westfälische Kirche zum Kirchenmusikdirektor. Bis 1988 leitete er den Wittener Bachchor und führte mit ihm viele große Oratorien auf. 1987 wurde er als Professor für Chorleitung, Dirigieren und Orgelimprovisation an das Institut für Evangelische Kirchenmusik an die Musikhochschule Köln berufen. Dort prägte er bis zu seiner Pensionierung viele Kirchenmusiker/Innen - in den letzten Jahren auch "ökumenisch", da die evangelische und katholische Abteilung auf seine Anregung hin in diesen Disziplinen zusammengelegt wurde, was sich hervorragend bewährte.

Umfangreiches, vielseitiges Werkverzeichnis

Seinen eigenen zahlreichen Lehrern bewahrte er große Dankbarkeit, stellvertretend seien seine Orgelprofessoren Martin Günter Förstemann in Hamburg und Hans Klotz in Köln genannt.

Das kompositorische Schaffen begleitete ihn durch alle Abschnitte seines Berufslebens. So entstand ein umfangreiches und vielseitiges Werkverzeichnis.

Der Schwerpunkt liegt darin eindeutig auf geistlicher Chor- und Orgelmusik: Drei Oratorien ("Petrus", die "Passionserzählungen der Maria Magdalena", "Hiob"), die "Missa in pacem deutsch" (als Auftrag der Ev. Kirche im Rheinland für das Millennium 2000 entstanden), Kantaten, Chormotetten, Orgel- und Solowerke. Liederzyklen, Kammermusik und Orchesterwerke ergänzen diese Fülle im "weltlichen" Bereich.

An der Orgel reizte ihn besonders der "unendliche Atem" des Instrumentes, der ihn zu verschiedenen Klang-Experimenten führte. Die "Starrheit" des Orgelklangs suchte er durch häufigen Einsatz von Tremoli, Trillern und äußerst schnell zu spielende Figuren zu überwinden. Obwohl er klangschöne Orgeln und gute Kirchenakustik liebte, ist ihm das Hörbarmachen von Strukturen wichtiger als die Registerfarben.

Eigenständige, nur in diesem Werk ausgeführte Idee

Wie für alle seine Kompositionen gilt auch für die Orgelwerke: Jedem Stück muss eine eigenständige und nur in diesem ausgeführte Idee zugrunde liegen; ein neues Werk braucht einen eigenen schlüssigen Ansatz. Dabei ist seine avancierte Tonsprache, die auf der Tradition fußt, natürlich wieder erkennbar, mit ihren charakteristischen "Vokabeln". Die Reihentechnik nutzte er als Material, das ihm Freiraum gab, eigene "Formeln" für seine Musik zu erfinden.

Kantabilität und Expressivität sind die wichtigsten Kriterien, trotz der strengen, oft "altmeisterlich" angewandten kontrapunktischen Techniken, die auch die Zahlensymbolik einschließen.

Frederichs Meinung nach muss eine Komposition über ihren rein musikalischen Gehalt "mit Bedeutung angereichert" sein. Seine Werke brauchen den engagierten und fantasievollen Interpreten als "Übersetzer", das macht seine Musik neben ihrer Qualität für den Spieler so reizvoll, obwohl - oder gerade - weil sie hohe technische Ansprüche stellt. Sein letztes Orchesterwerk "Stimmen der Nacht" wurde 2003 von den Bergischen Symphonikern unter der Leitung von GMD Romely Pfund in Solingen uraufgeführt.

Henning Frederichs starb am 28.12.2003 an seinem letzten Wohnort Wuppertal (seit Oktober 2001).

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